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  • Adrian

Saat und Ernte


Foto: Wix


In unserem MännerCamp online habe ich neulich gesagt, dass wir viele Dinge erst im Rückblick verstehen und dies auch im Hinblick auf die CoVid-19 Pandemie erwähnt. Ich finde es wahnsinnig schwierig, zu beurteilen, was wahr ist in dem ganzen Spektrum von Meinungen über die Entstehung, über die Gefährlichkeit und über die Adäquatheit der getroffenen Massnahmen und ich masse mir nicht an, da ein Urteil zu fällen.


Was ich jedoch tun kann ist beobachten - und auch da gibt es wieder unzählige Betrachtungswinkel. Ich picke mir heute mal einen heraus: die Natur. Wenn man die Natur anschaut, dann kommt man nicht umhin, zu staunen, welche tiefgreifenden Veränderungen sich innerhalb einiger Wochen ergeben können: Etwa die Wasserqualität in Venedig, die sich so stark erholt hat, dass die einen sogar Delfine gesichtet haben wollen. Tiere, die sich wieder vermehrt in der Öffentlichkeit zeigen oder sogar Arten, die vom Aussterben bedroht sind und nochmal eine Chance bekommen


Fest steht: Die Natur geniesst ihr time-out vom Menschen. Und ich bin erschüttert darüber, was wir alles mit dem uns anvertrauten Ökosystem angerichtet haben. Ich nehme mich da keinesfalls aus - ich liebe es zu reisen und am liebsten entdecke ich Orte, die ursprünglich sind und von den Touristenmassen noch nicht verwüstet. Doch gerade indem ich das tue, bin ich gleichzeitig ein Teil der Maschinerie, die diese Zerstörung vorantreibt. Ja, wir tragen die Sehnsucht nach Schönheit in uns und das ist nichts Schlechtes an sich. Doch wenn wir uns in dieser gesamten Schöpfung an die oberste Spitze stellen und unsere Gier nach mehr ungehindert ausleben, dann zerstören wir unseren eigenen Lebensraum.


So gesehen ist es nicht abwegig zu denken: Was wäre wenn dieser Ausbruch des Coronavirus eine ganz simple Folge davon ist, wie wir mit unserem Planeten umgehen? Wenn die Natur die Nase voll hat vom Menschen und uns den Stecker zieht? Was, wenn wir schlicht und ergreifend ernten, was wir gesät haben? Wir lassen die Überbevölkerung zu, die mit der damit verknüpften Hygieneproblematik und dem mangelnden Platz ein guter Nährboden für solche Viren darstellt. Wir lassen zu, dass die Schere zwischen arm und reich auseinander klafft, weil uns unser Reichtum noch nicht genug ist, was dazu führt dass genau jetzt in oder nach einer solchen Krise die Armen ärmer und die Reichen noch reicher werden. Wir lassen zu, dass die Globalisierung uns in starke Abhängigkeiten führt und gleichzeitig Regionen dieser Welt extrem ausgebeutet werden.


Wohl verstanden: Ich behaupte nicht, dass diese Pandemie eine Strafe Gottes für unser ungerechtes Verhalten gegenüber der Welt und deren Bewohnern ist. Ich glaube an einen guten Gott, der uns nicht mit Strafen züchtigt. Ich glaube an einen Gott, der uns unser Ökosystem anvertrauet hat, und uns die Freiheit gegeben hat, wie wir damit umgehen. Die Frage ist, wie wir nun, da wir die Konsequenzen von unserer Haltung und unserem Verhalten tragen müssen, damit umgehen. Als Christen machen wir es uns manchmal ein bisschen zu leicht, wenn wir denken, dass wir die Konsequenzen von unserem Handeln so einfach Wegbeten können - und das dann noch Gnade nennen. Ich glaube nicht, dass es damit getan ist, dass wir gegen die "böse" CoVid-19 Pandemie anbeten, in der Hoffnung genau gleich weiter leben zu können wie vorher, ohne auf die Konsequenzen achten zu müssen. Ich glaube eher, dass die Natur uns einen gnädigen Wink gibt, umzudenken.


Das schmeckt mir nicht wirklich. Was bedeutet das für mich? Weniger zu reisen? Bin ich bereit, da den Hebel anzusetzen? Da regt sich sofort innerer Widerstand bei mir. Mein Freund Mario meinte gestern, als wir miteinander telefoniert und genau über dieses Thema geredet haben: "Ich merke, wie meine Barmherzigkeit begrenzt ist." Einmal mehr schätze ich seine Art, die Dinge unverblümt auf den Punkt zu bringen. Ja genau, auch ich merke, wie schnell ich an die Grenzen der Barmherzigkeit stosse, wenn es darum geht, in meinem eigenen Leben gravierende Veränderungen zu vollziehen. Und wie geht es Dir dabei?

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